Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 10./​11.1928/​29

DOI Heft:
1./2. Oktoberheft
DOI Artikel:
Schmidt, Paul Ferdinand: Karl Hofer
DOI Artikel:
Die Deutsche Albrecht-Dürer Stiftung / Aus dem nordischen Kunstleben / Oesterreichische Ausstellung in Prag / Deutsche Kunst in Warschau / Londoner Kunstschau
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.25877#0085

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
gelöst und ihm eine Zufluchtsstätte in Zürich geschaffen hatte, trat
ein verwandelter Hofer mit von Grund auf pessimistisch orientierten
Schöpfungen vor die Welt.

Diesen Bruch mit der Vergangenheit hat nicht Hofer allein
erleben müssen; eine verwandte Wandlung geschah während des
Krieges mit Beckmann. Das Resultat war freilich gemäß ihren
differenten Naturen ein sehr verschiedenes.

Hofer ergriff nicht, wie Beckmann, die Gelegenheit zu leiden-
schaftlich düsteren Predigten vom Untergang des Abendlandes. Er
blieb selbst in dieser Katharsis der männliche Verkünder des Form-
prinzips, und auch Marees’ überragendes Beispiel ist darum auch
heute noch in seinem Schaffen lebendig, wenn auch nicht mit direk-
ter Anregung, doch moralisch und intuitiv. Natürlich änderten sich
auch in gewissem Umfang seine Motive; die zeitlosen Mädchen-
gestalten voll idyllischer Melancholie blieben sich ähnlich, aber
wichtiger wurde die Wendung zu Gegenständen von zeitgemäßerer
und symbolischer Art; Trommler, Theaterloge, Jazzband, Harlekine.
Das war aber nur die Nebenwirkung; wesentlich wurde die Ver-
änderung der Form. An die Stelle toniger Milde und fl'ießender
Umrisse trat eine harte gradlinige Kontur voller spitzer Ecken, mit
starken Farben gefüllt, deren dekorative Oualität den Bildern einen
aufrührerischen Charakter verlieh. Unverkennbar sind dabei Ein-
wirkungen expressionistischer Maler, wie Schmidt-Rottluffs. Immer

hat Hofer in Fühlung miit Kiinstlern wal^lverwandter Art gestanden;
aber seine Selbständigkeit litt so wenig darunter, daß vielmehr
diese Berührungen ihn in seinem Wesen bestärkten und alle Ein-
flüsse vollkommen in seiner Kunst aufgingen. So war es auch mit
der neuen Form: man kann sagen, daß sich Hofer und Schmidt-
Rottluff verwandter Mittel bedienten, aber diese Verwandtschaft
war sehr weitläufig und oberflächlich. Welten trennen die beiden
Kiinstler.

Die düstcre Weltanschauung der Nachkriegsjahre, die bis zur
Darstellung des Nichts in fast absurden Stilleben von totem Müll
fiihrten, hielt nicht mit gleic.her Stärke an. Grundton in Hofers
Menschendarstellungen bleibt freilich ein Gefühl der Schwermut, der
Entsagung, der Einsicht in den Aberwitz des Weltenlaufs. Aber er
hat in der heiter bewegten Landschaft des Tessin Motive gefunden,
in denen ein versöhnlicherer Geist sich ausdrückt. Noch sind die
Farben voller Dunkelheiten und verborgener Trauer; aber unver-
kennbar ist das bejahende Prinzip, das in diesen schönen und eben-
mäßigen Landschaften ersteht, nicht sehr fern von der beruhigten
Klassizität Derains. Auch hierin folgt Hofer wieder, wie in seiner
ganzen Entwicklung, der allgemeinen Stimmung der Epoche, der er
Interpret ist in einem höheren Sinne als dem bloßer Sch'ildcrung
von Zeitbildern.

P a u 1 F. S c h m f d t.

Runde
Spülkumme
Wiener Porzellan
um 1718

Auktion

der

Porzellansammlung
Karl Mayer
bei

Gliickselig G. m. b. H.
Wien

Die Deutücbc Atbt?cd)t Düt?ct? s Stipung.

Auf der Tagung des Reichsverbandes der bildenden Kiinste
Deutschlands, die vom 10. bis 13. September in Ntirnberg stattfand,
konnte Oberbürgermeister Dr. Luppe die Errichtung einer „Deut-
schen Albrecht Dürer-Stiftung“ zur Ausbildung begabter Künstler
seitens des Stadtrates Nürnberg bekanntgeben, Im Kuratoräum
dieser Stiftung sind vertreten der Stadtrat Nurnberg durch Ober-
bürgermeister Dr. Luppe, Stadtrat Dr. Siißheim und Professor Dr.
Schulz, das Reichsministerium des Innern sowie das Preußische
Staatsministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung durch
Ministerialrat Dr. Gall, das Bayerische Staatsministerium fiir
Unterricht und Kultus durch Generaldirektor der Staatsgemälde-
sammlungen Geheimrat Dr. Dörnhöfer und der Reichsverband
bildender Künstler durch Professor Benno Becker-München sowie
Professor Dr. h. c. Dettmann, Berlin-Dahlem.

Wie aus den Satzungen dieser Stiftung zu entnehmen ist,
wurde sie von der Stadt Niirnberg mit einem Kapital von 100 000
Reichsmark errichtet, das zur Hälfte aus Gemeindemitteln, zur an-
deren Hälfte aus Zuschüssen des Deutschen Reicheis (35 000 RM)
und des Freistaates Bayern (15 000 RM) herrührt. Der Stiftung
werden zugeführt ein Teiil des Reinerträgnisses einer Lotterie und
die Ergebnisse von Sammlungen usw. Zur Erfüllung des Stiftungs-
zweckes können aus den Jahreserträgnissen der Stiftung an her-
vorragend begabte Maler und Graphiker — in besonderen Fällen

auch an Bildhauer und Architekten — zur Förderung ihrer kiinst-
lerischen Entwicklung, wie z. B'. zum Besuche von Schulen, für
Studienreisen, zur Beschaffung von Werkstoffen und Arbeitsgeräten,
Stipendien, isei es unmitfelbar oder mittelbar, gewährt werden. Die
Stift'ung kann auch an hervorragend begabte Kiinstler zur Ausfüh-
rung bedeutsamer Werke auf Grund vorgelegter Entwürfe
Zuschüsse leisten oder einzelne auisgezeichnete Kunstwerke solcher
Künstler erwerben oder sich an der Erwerbung beteiligen. Soweit
nach Erfüllung dieses Stiftungiszweckes nocli Mittel verfügbar sind,
können Künstlern von hervorragender Begabutig und Bewährung,
die ohne eigenes Verschulden in Not geraten sind, Unterstützungen
gewährt werden, wobei iedoch der Aufwand für solche Unter-
stützungen jeweils im Ganzen die Höhe eines Drittels der Jahres-
erträgnisse nicht überschreiten darf.

Das Kuratorium verwaltet die Stiftung, besorgt insbesondere
die Anlage der verfügbaren Geldmittel und richtet alljährlich zum
Todestage Albrecht Dürers, am 6. April, die Stiftung aus, in dem
es iiber Höhe, Art und Zeitdauer der zu gewährenden Stipendien,
Beihilfen oder Untersfützungen sowiie über den Ankauf einzelner
Werke bestiinmt. Bewerbungen mn Leistungen aus der Stiftung
müssen jeweils bis zum 15. Januar des betreffenden Jahres beim
Vorsitzenden des Kuratoriums eingereicht werden. Dieses ist be-
rechtigt, erworbene Werke deutschen öffen'tlichen Museen oder
Sammlungen zu iibcrlassen.

79
 
Annotationen